Was genau sind Hirtenhunde, welche Aufgaben haben sie?
Als Hirtenhunde bezeichnet man alle Hunderassen, die in irgendeiner Form mit dem Hirten oder Bauern zusammen die Herden und Hofarbeit verrichten, aus diesem Grund nennt man sie auch Herdengebrauchs - oder auch Bauernhunde.
Normalerweise unterscheidet man dabei zwischen zwei sehr verschiedene Arbeitsgebieten, die auch eine vollkommen unterschiedliche Veranlagung und Selektion der Hunde erfordert.
Huete- und Treibhunde
  Dies sind Hunde die eine Herde vorwaerts treiben, vereinzelte Tiere wieder zurueck in die Herde bringen oder aber in ein Gatter oder einen Corel treiben.
Diese Rassen muessen extrem fuehrig sein, denn sie werden zumeist vom Hirten lediglich durch Pfeifsignale und auf Handzeichen gelenkt.
Auch sind dies zumeist keine große schwere Hundetypen, denn sie muessen sehr wendig und lauffreudig sein. Bei diesen Hunderassen ist der Jagdtrieb meist recht hoch ausgeprägt, wobei durch Selektion die finale Instanz, das Toeten aber ausgeklammert wurde.
Wenn man einen Treibhund genauer beobachtet wird man viele Sequenzen des Jagdverhaltens beobachten koennen, das Abducken und fixieren und dann das vorpreschen in Richtung der Beute.

Sehr viele Treibhunde zwicken die Nutztiere beim Treiben auch schon mal in die Hinterlaeufe, allerdings natuerlich immer ohne das Tier zu verletzen, um es in eine bestimmte Richtung zu bewegen.

Rassevertreter fuer diesen Typus Hund sind u.a. der Australien Cattle Dog, der Border Collie, Schaeferhunde und Briard.

Herdenschutzhunde
  Was sind denn nun genau Herdenschutzhunde?

Nun Herdenschutzhunde haben zumeist nur eine Aufgabe, die Herden auf dem Weg von den Stallungen im Dorf hin zu den Weideflaechen außerhalb der Dorfes und auf den Sommerweiden, welche sehr oft in einsamen, alpinen und subalpinen Regionen liegen vor Angreifern zu schuetzen.

Herdenschutzhunde sind zumeist große, kraeftige Hunderassen die alleine vom Erscheinungsbild her Respekt einfloeßen.

Ihre typischen Wesensmerkmale sind die stoische Gelassenheit, eine Gleichgueltigkeit gegenueber  Alltagssituationen, Desinteresse bei unbedeutenden Reizen, eine große Eigenstaendigkeit und ein hoher natuerlicher Schutztrieb, der nicht antrainiert werden muss.

Im Gegensatz zu Huete- und Treibhunden sind sie wesentlich weniger beweglich, eher lauffaul und besitzen so gut wie kaum Treib und Hueteinstinkt.

Ihre Vorzuege wurden den Herdenschutzhunden durch teils jahrhunderte lange Selektion angeeignet, wobei unerwuenschte Wesensmerkmale konsequent unterdrueckt wurden.

Durch diese Selektion entstanden auch Regional sehr unterschiedliche Rassen, die sich auch in der Art wie sie die Herden bewachen unterscheiden.

Hunde die die Herden in den großen Tiefebenen zu bewachen haben sind zumeist inmitten der Herde, werden durch diese gedeckt und treten dann in Gefahrensituationen zwischen die Herde und den Angreifer.
Herden die in alpinen Regionen weiden haben zumeist Bewacher die sich strategisch guenstige Wachposten suchen, etwa ein wenig erhoeht abseits der Herde, wo sie zumeist doesend liegen und den Tag verbringen.
Bei Gefahrensituationen sind sie aber in Windeseile zur Stelle und sperren den Weg des Angreifers zur Herde ab.
Bedingt durch den Jagdzyklus der Beutegreifer ist die Wachbereitschaft der Herdenschutzhunde in der Abend und Morgendaemmerung am groeßten, dann brechen sie auch ohne den Befehl des Hirten zu Kontrollgaengen in der Umgebung der Herden auf, wobei sie sehr genau wissen von wo die groeßte Gefahr droht.

In der Regel reicht es bei einem Angriff durch Beutegreifer aus das sich die Herdenschutzhunde zwischen Beute und Angreifer stellen, denn kein Raubtier ist in der Regel an einem Verlustkampf interessiert, denn damit waere sein eigenes und das Ueberleben des Rudels gefaehrdet.

Getrost kann man  Erzaehlungen in den Bereich der Fabeln einordnen, wo Herdenschutzhunde Wolfsrudel so lange verfolgen bis sie den letzten Wolf getoetet haben, ein solches Verhalten wuerde zwangslaeufig zur Folge haben das die Herde ungeschuetzt waere, was ein intelligentes Raubtier wie etwa der Wolf ausnutzen wuerde, indem er einige Tiere seines Rudels vorschicken wuerde, die die Hunde von der Herde locken, um dann mit dem Hauptrudel die nun ungeschuetzte Herde anzugreifen und leichte Beute machen zu koennen.

  Wie kommt die Bindung an die Herde zustande und woher weiß der Hund wer alles zur Herde gehoert?

Herdenschutzhundwelpen werden schon sehr frueh in die Herden gegeben und praegen sich auf diese Weise "ihre" Rudelmitglieder ein, spaeter wird dann alles, was sie in ihrer Praegungsphase kennengelernt haben als zum Rudel gehoerend anerkannt und mit geschuetzt, also etwa alle auf dem Hof lebenden Tiere, die Menschen und auch das Territorium an sich. Alles was dann nicht kennengelernt worden ist, wird dann vorerst mal als Gefahrenquelle eingestuft und vorsichtig beobachtet.

Diese Praegung etwa auf Schafe kann dann dazu fuehren das etwa, wenn Ziegen in die Herde eingebracht werden diese ebenfalls als Eindringlinge angesehen werden oder aber diese eben nicht mit geschuetzt werden.

Trotz des fruehen engen Kontaktes zwischen Herdenschutzhund und etwa Schaf entwickelt sich im Normalfall daraus aber keine tiefere Beziehung entstehen, will heißen es entsteht eine Akzeptanz aber keine Freundschaft zwischen beiden.

Herdenschutzhunde werden aber nicht nur zum Schutz der Herden vor Beutegreifern eingesetzt, natuerlich sollen sie die Herden, die ja oftmals das groeßte Kapital der Bauern sind, auch vor Viehdieben schuetzen und viele Herdenschutzhunde fristen ihr Dasein auch als Hofhunde, wo sie das Hab und Gut schuetzen.
Dies nicht zuletzt auch deshalb weil vielerorts der Mensch die natuerlichen Feinde der Herde ausgerottet oder zumindest extrem stark dezimiert hat

  Herdenschutzhunde wurden im Lauf der Zeit auf die Beduerfnisse ihrer Herkunftsregion selektiert und haben sich somit zu wahren Spezialisten entwickelt, man findet sie in den Bergregionen Tibets, den Grassteppen Zentral- und Mittelasiens, dem Kaukasus, auf dem Balkan, im heißen anatolischen Hochland, Polen, Tschechien, Italien, Spanien und Portugal.

Die nachfolgende Tabelle und Karte soll Ihnen einen Ueberblick ueber die Rassen und deren Herkunftsgebiete geben:

 
Tibet Do Khyi
Centralasien Central Asiatischer Owtscharka (CAO)
Ukraine Suedrussischer Owtscharka (Suedrusse)
Kaukasus Kaukasischer Owtscharka (Kaukase)
Türkei Akbaş, Kangal, Anatolischer Hirtenhund, Karshund
Ungarn Kuvasz, Kommondor
Bulgarien Karakatschan
Rumänien / Balkanregion Carpatin (Ciobanescul Românesc Carpatin)
Mioritic   (Ciobanescul Românesc Mioritic)
Jugoslawien Šarplaninač, Kraški Ovčar, Tornjak
Slovakei Slovenský Cuvač
Polen Polski Owczarek Podhalanski (Podhalaner / PON)
Liptak (Goralenhund)
Italien Cane da pastore Maremmano Abruzzese (Maremmano Abruzzese)
Spanien Mastín Español
Mastín de los Pirineos
Frankreich Chien de Pyrénée (Pyrenäenberghund)
Portugal Cão da Serrada Estrela (Estrela - Berghund)
Raffeiro do Alentejo
Marokko Aidi